Sonntag, 27. Januar 2013
Statistik....
Ihr Lieben!
Nun ist es schon einige Monate her, aber im Juli 2012 bekam ich nun doch endlich mal den Bescheid, dass das Ergebnis meines Gentests nun endlich vorliege und ich bitte zwecks Verkündung des selben einen Termin machen möchte. Gesagt, getan.

Da man die Termine immer über das Service-Center der Uniklinik macht und die Trullas da natürlich keinen Einblick in die Patientenergebnisse haben (denn sonst würde ich doch meinen, dass man betroffene Patienten nicht so lange auf ihr Ergebnis warten lässt), bekam ich drei Wochen später meinen Termin.
Ich war ziemlich relaxt, aber als ich am Morgen des Termins auf den Parkplatz der Frauenklinik fuhr, hatte ich ganz plötzlich eine Scheißangst....Das berühmte Bauchgefühl.....

Nach etwa einer halben Stunde Wartezeit wurde ich dann von der Ärztin hereingebeten und sie begann tatsächlich mit Smalltalk:" Und, wie ist es ihnen in den letzten Wochen so gegangen?" "Naja, in den letzten drei Wochen, in denen ich auf den Termin warten musste, doch schon zunehmend nervös" " Ach, tatsächlich, waren das drei Wochen... haben sie denn irgendwelche Fragen mitgebracht?" "Ja natürlich: POSITIV oder NEGATIV? Danach entscheidet sich dann, ob ich weitere Fragen habe. Also bitte!" "Ja, also, wir haben tatsächlich- obwohl es so unwahrscheinlich war- was gefunden."
BÄNG
Hatte ich ja eigentlich nicht wirklich mit gerechnet. aber wie schon bei der Legung meines Ports ("95% aller Menschen haben hier eine Vene." wer hatte keine und musste dann die Hauptschlagader punktiert bekommen??? ) sind statistische Wahrscheinlichkeiten nicht meine Freunde.
Die gute Frau Doktor erzählte mir dann, dass die Konsequenz für mich sei, mir möglichst die Eierstöcke entfernen zu lassen (da hier die Früherkennung von einem Krebs kaum möglich, die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken mit diesem Gendefekt aber bei ca 40% liege). Die Brüste abnehmen zu lassen sei eine Möglichkeit, heutiger Stand sei aber, dass man hier nur zu engmaschigen früherkennungsuntersuchungen (alle 6 Monate Ultraschall und einmal jährlich sowohl mammo als auch MRT) rate. Den Grund dafür nannte sie mir nicht, eine befreundete Gyn erzählte mir später, dass es wohl Studien gebe, die belegen,, dass sich die Überlebensrate durch die Abnahme der Brüste nicht verbessere (heisst: Nach 10 Jahren sind prozentual genau so viele Frauen ohne Brüste an ihrem Krebs gestorben wie in der Gruppe, die sie behalten haben).

Bevor ich allerdings irgendetwas in die Wege leite wegen OP, solle ich doch erst mal die Gegenprobe abwarten, die etwa 2 Wochen später vorliege und per Post nach Haus geschickt werde.

Also hab ich mir nochmal Blut abnehmen lassen, 14 tage gewartet, nochmal 6 Tage gewartet und dann mal angerufen um nach dem Ergebnis zu fragen. Dafür landete ich erstmal im Service Center.
"Guten Tag, könnten sie mich bitte ins zentrum für familiären Brustkrebs durchstellen?"
"worum geht es denn?"
"Das möchte ich gern mit jemandem aus dem Zentrum für familiären Brustkrebs besprechen"
"Dafür müsste ich erstmal wissen, worum es geht!"
"ich warte auf das Ergebnis einer Blutuntersuchung, die schon längst hätte im Briefkasten liegen müssen."
"Moment, ich stelle durch"

"Sekretariat Prof Schmutzler, was kann ich für sie tun?"
"ich warte auf mein Ergebnis (blabla, alles erklärt)"
"ich frag mal im labor nach....tüdelü.....Ja, das Ergebnis ist da und der Bericht liegt zur Unterschrift und geht ihnen dann in den nächsten Tagen zu."
3 Tage....4Tage....5tage....nix.
Wieder angerufen, wieder ServiceCenter, gleiches Spiel, dass die Trulla erst wissen wollte worum es ginge, ich wieder die Story erzählt, diesmal war sie schon etwas länger, da man mir ja schon gesagt hatte, der Brief sei quasi unterwegs.
Im sekretariat war keiner mehr, also fragte die ServiceCenterTrulla direkt im Labor nach. Die Dame aus dem Labor rief mich dann nach 10 Minuten zurück: "Frau Schüren, das Schreiben ist vor 14 Tagen raus!"
dementsprechend hatte es also entweder 14 Tage auf dem Schreibtisch der Professorin gelegen oder aber die Sekretärin hatte die Woche vorher gar nicht im Labor nachgefragt. Die labordame sagte, sie würde alles nochmal ausdrucken und zur Unterschrift vorlegen (per Mail oder Fax ginge nicht wegen der Unterschrift)
3 Tage nix
ich also wieder im ServiceCenter angerufen:
Gleiches Spiel, Geschichte wieder etwas länger, schliesslich durchgestellt.
der sekretärin alles nochmal verklickert,
"ich sprech mal mit der Oberärztin und ruf sie heute oder morgen zurück"
Heute...nix, morgen....nix. kurz vor Feierabend wieder angerufen. (ServiceCenter, blablablabla, durchgestellt) "Ach, ich hab die Oberärztin GERADE ERST erwischt (nee, is klar! Als ob die zwei Tage lang mit nem Tarnumhang rumgelaufen ist... die nehmen da das Blut etwa 1m Luftlinie vom Pult der Sekretärin ab. ). Sie ruft sie zurück"
Nix
ServiceCenter. Blablablablablablablablablabla!
"Da ist keiner mehr, ich pieps mal die Oberärztin an!....Lassen sie ihre Emailadresse da, sie bekommen den Befund per Mail Sie ruft sie an!"
NIX
ServiceCenter. Blablablablablablablablablabla (mittlerweile schluchzend! leider fang ich auch wenn ich sauer bin , sofort an zu heulen!)

"Ich pieps die OÄ nochmal an..... Wenn sie bis 4 nichts hören, rufen sie nochmal an, meine Kollegin, Frau R weiß dann bescheid, ich geh nämlich auch um4"
4 uhr, serviceCenter "Sind sie Frau R.?" "Ja" "Mein Name ist Schüren, sie wissen ja bescheid, die Frau X wollte sie ja briefen." "nee, ich weiß nichts, ich hab gerade nur gehört, wie sie was in den Raum rief mit Schüren und dann ging" (hysterische Annika schildert nochmals alles). als ich fertig war, kam Frau X vom Klo wieder und sagte: "ist das etwa die Frau Schüren?" JA, VERDAMMT!
"Ja, die Oberärztin hat wohl schon bei Ihnen versucht, anzurufen. sie konnte die Emailadresse nicht lesen!" WTF???
Emailadresse diktiert
OÄ angerufen, Schrieb geschickt.
War echt ganz nett, aber als ich mich beschwerte über ihre beschissene Kommunikation, jetzt warte ich schon seit wochen auf die Gegenprobe, damit ich endlich zur tatschreiten könne und in der Zwischenzeit habe ich kaum geschlafen weil ich von vor-sich-hin-metastasierenden Eierstöcken träume,
wurde sie doch etwas ungeduldig: "Das müssen sie nicht! Wir empfehlen die Entfernung der Eierstöcke mit dem 40. Lebensjahr. Statistisch gesehen passiert da vorher nichts!" ERSTENS: STATISTIKEN SIND NICHT MEINE FREUNDE (s.o.)
ZWEITENS BEGINNT MEIN VERF***TES 40. LEBENSJAHR IN 4 TAGEN!!!

Wie auch immer- die Gegenprobe hat das erste Ergebnis bestätigt und ich war im November in der Klinik um mir die Eierstöcke entfernen zu lassen und nach Abwägung der Fürs und Widers die Gebärmutter gleich mit.
Nach 3 tagen Beschwerdefrei, nach 5 Tagen zu Hause, nach 8 Tagen mir selber die Fäden gezogen und 3 Wochen lang sogar eine von der Kasse bezahlte Haushaltshilfe gehabt (6 Stunden täglich), da ich ja weder mein mittlerweile schon einjähriges Baby tragen, noch mich sonst übermäßig anstrengen durfte. frau Meier ist ein Goldschatz und Luk liebte sie heiß und innig (nicht zuletzt, weil er nach drei Tagen raus hatte, dass SIE ihn IMMER auf den Arm nimmt, im Gegensatz zur Mama)

Hormontechnisch hatte ich schon knapp 2 Wochen nach der OP Hitzewallungen (STATISTISCH gesehen bekommt man die Nebenwirkungen der Menopause erst nach 5-6 Wochen zu spüren, aber da haben wir es mal wieder) , aber seitdem nehme ich so ein Östrogengel und was soll ich sagen: Alles super!

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie hoch statistisch gesehen die Wahrscheinlichkeit ist, im Lotto den Jackpot zu knacken...

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