Freitag, 21. April 2006
15. Dezember 2005- Die Diagnose
Morgens angerufen, ob mein Befund da sei. Ja, isser. Ich hätte ja am folgenden Montag nen Termin, dann würde man mir das mitteilen! Nach hartnäckigem Feilschen konnte man mir dann für den nächsten morgen einen Termin bei der Oberärztin geben, damit ich nicht so lang warten musste.

Als ich das meiner Mutter erzählte, schlug sie vor , mein Vater könne doch mal nachhaken, denn der sei ja nun auch Arzt und würde das Ergebnis sicher auch gefaxt bekommen. Nach einigem Hin und Her zwecks Identifizierung und Genehmigung wurde also der Befund nach WHV gefaxt und ich verbrachte 20 scheußlichste Minuten wie ein Tiger im Käfig
(da nicht sofort ein Rückruf kam, hatte ich befürchtet, meine Eltern wollten erstmal konferieren, wer es mir schonend beibringt, zumal dann auch noch Alex nach Hause kam, obwohl er eigentlich arbeiten sollte. Als ich aber meine Mutter telefonisch zur Rede stellte, war sie ganz entspannt und ging davon aus, dass das Fax noch nicht da sei. Ich war wieder beruhigt).
Bis mein Vater anrief. Nachdem ich mich gemeldet hatte, kam ein winziges Zögern, bevor mein Vater was sagte, und da war es mir im Grunde schon klar. Das war für mich der absolute Horror, daß mein Papa nun derjenige war, der es mir beibringen musste (was für ein scheißjob!) statt andersherum. Andererseits konnte der im Laufe des Nachmittags mit einigen Kollegen in WHV und der Praxis von Dr. Rezai Telefonieren und mir alles in dem Befund schon mal erklären.
Für die Fachleute unter Euch hier die entscheidenden Passagen:
„…gering differenzierter, solid invasiv wachsendes Mammacarcinom (ductaler Typ) mit umgebender lymphozitärer Demarkation…“

„…Bei einem maximalen Tumordurchmesser von 1,5 cm ergibt sich noch ein Tumorstadium T 1c“ (Axel, Eva, kann das sein? Das ist so klein gedruckt und meine Kopie ist ein gefaxtes Fax, könnte auch T 10 sein. Für alle nicht- Mediziner: es geht um die Größe. Maße sind 1,5*1,2*1cm)

„Der Tumor lässt ein Grading G3 erkennen (8 Punkte nach dem modifizierten B.-R.-Schema)“ (Hier geht’s ums Wachstumstempo, meiner ist schnell)

„Ein intraductal wachsendes Tumorgewebe sieht man nicht. Der Tumor konnte im Gesunden entfernt werden, entspricht einem R 0.“ (Verbliebener Resttumor in mir=nix! Was intraductal heißt, weiß ich nicht, da man aber kein derartig wachsendes Tumorgewebe bei mir sieht, ist mir das auch relativ wurscht! Wenn dies einer liest, der Ahnung hat und Lust hat, sein Wissen zu teilen, dann immer her damit. Auch, wenn ich hier irgendwelchen Blödsinn rede. Denn ab jetzt kommt viel Fachchinesisch, das ich mir selber erst teilweise erschlossen habe…)

Zu dem Zeitpunkt war mein Hormonrezeptorstatus und Her-2-neu- Status noch nicht bekannt, aber mittlerweile weiß ich dass beide negativ sind.
(Bedeutet, dass mein Tumor keine „Antennen“ für bestimmte Stoffe -wie z.B. Östrogen- hat. Falls diese Rezeptoren da sind, kann man die gezielt mit Medikamenten blocken (=zusätzlicher Schutz), damit sie keine zusätzliche Nahrung erhalten. Bei meinem Tumor geht das nicht, bin ich aber nicht wirklich böse drum, denn Hormonstatus positiv hätte bedeutet, dass noch ne Hormontherapie ansteht, die mich für 5 Jahre in die Wechseljahre geschickt hätte. Und Her-2-neu- positive Tumoren sind im Allgemeinen die aggressivere Variante)

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