Mittwoch, 11. Oktober 2006
Lach- und Waschgeschichten
Erstmal ne gute Nachricht: Die Brille ist wieder da! Lag im Reisebus, was aber erst am Dienstag von der Putzfrau festgestellt wurde, nachdem der Chef am montagabend im Dunkeln nichts gefunden hatte (komisch...:o))!

In den vergangenen drei Wochen haben sich auch schon eine stattliche Anzahl hübscher Anekdoten angesammelt, die ich wahrscheinlich besser sofort niedergeschrieben hätte, aber irgendwie nicht die Zeit gefunden habe, bzw. nicht in Stimmung war.

Vor zwei Wochen bin ich mit auf eine Ausflugsfahrt nach St.Gallen gefahren. Die Reiseleiter waren Herr und Frau Dr. Irgendwie, die gemeinsam sicherlich 150 Jahre auf dem Buckel hatten.


Er versorgte uns auf der Fahrt mit allerlei historischen Informationen über das Allgäu, im Allgemeinen und die Orte durch die wir fuhren im Spezeiellen. Als er dann fertig war, hatten wir noch eine knappe halbe Stunde Fahrt vor uns, während der uns dann seine Gattin die Zeit vertreiben wollte, indem sie uns Bücher anpries, die ihr Mann zu Hause aussortiert hatte. Gegen eine Spende für ein Waisenhaus im Norden Sri Lankas. Statt die Bücher einfach herumzugeben, las sie jeden Titel einzeln vor :"Meine Zeit bei den Wiener Philharmonikern; da geht es um einen Mann, der mal bei den Wiener Philharmonikern gespielt hat. Er beschreibt da seine Zeit. Hat jemand musikalisches Interesse? ...?...Weniger! Dann haben wir hier von Umberto Greco (!) The name of the Rose, das ist allerdings auf englisch; hat jemand Interesse?...Weniger! Hier ist auch ein sehr interessantes Buch über die Fauna nahe der mecklenburgischen Seenplatte. Es heißt die Fauna der mecklenburgischen Seenplatte. hat jemand botanisches Interesse?...Weniger! Da hätte ich noch... " und so ging es etwa 20 Minuten weiter. Unglaublich!

Schön war aber auch der Fahrer, der uns am Sonntag zum Vilsalpsee fuhr. (Da ist es übrigens sehr schön; leider gab es dort nur 30 Minuten Pause; für den anschließenden Stop im Kaffeehaus wurden dann dafür knapp 90 Minuten eingeplant...Scheiß-Kaffeefahrten!)


Der erzählte eigentlich durchgehend im Jahrmarktkarussell-Ansager-Singsang mit sich überschlagender Stimme (er mußte immer so kieksen; wenn er nicht etwa 60 gewesen wäre, hätte ich geschätzt, daß er mitten im Stimmbruch steckt) alles über alles, was er sah:"Hier links stehen zwei Kaltblüter; die wo eigentlich hauptsächlich gezüchtet werden, um die Bäume und das Holz aus dem Wald herauszutransportieren, die wo da abgeholzt worden sind, um den Boden vor den schweren Tiefladern und Traktors zu schützen, die wo man ja sonst brauchen würde und so ist das besser für den Waldboden, weil der nicht so gestrapaziert wird und somit sind die Pferde der Gesundheit vom Wald gutzutun gehabt worden sein!" (so ähnlich jedenfalls; gegen Ende hatte er immer vergessen, wie er seine Schachtelsätze angefangen hatte und hat dann sicherheitshalber noch ein paar Hilfsverben nachgeschoben.)

Zur allgemeinen Kurzweil gibt es hier an einigen Abenden kulturelle Unterhaltungen für die Patienten. Nachdem die musikalischen Abende (Heimatlieder des örtlichen Gesangsvereins, Blasmusik der örtlichen Kapelle und "Die drei tschechischen musikalischen Brüder Pjotr, Pavel und Iwan (oder so ähnlich) aus einer sehr musikalischen Familie musizieren auf außerordentlich musikalische Weise für sie" (leider hab ich das Plakat nicht photographiert, aber so ähnlich war der Text)-letzteres soll allerdings wirklich gut gewesen sein) nicht besucht habe, hatte ich allerdings nun schon zweimal das Vergnügen, einem Diavortrag des örtlichen Globetrotters beiwohnen zu dürfen. Der Mann macht tolle Photos und weiß auch ganz viele interessante Fakten über die von ihm bereisten Länder; leider (oder zum Glück? Immerhin hatte ich viel Spaß...) scheint er seine Texte vorher aus einigen Reiseführern zu kopieren, mit einigen Fremdworten aufzupeppen, um seine unglaubliche Eloquenz zu demonstrieren und dann auswendig zu lernen.
Das ergibt dann so hübsche Sätze wie (Im Vortrag über Nepal): "Diese Festung mutete an, als sei sie einer Reisebeschreibung Vasco da Gamas entsprungen..." oder :"...eine Ödnis in Pastell!" oder aber: "Die Menschen sind nicht nur einfach freundlich-nein! Die Allgegenwärtigkeit ihrer Spiritualität läßt den westlichen Besucher dem Glauben anheim fallen, er könne dem Paradies ein Stückweit näher gekommen sein..."
Oder im Vortrag über Myanmar (das er hartnäckig Burma nannte):"Auf dieser Frau ruht die Hoffnung des Landes, ja gar der ganzen Welt, die am Wohlergehen dieses Landes Anteil nimmt. Sie könnte diejenige sein die das zarte Pflänzchen Demokratie hegt und pflegt, auf das es aufgehe und blühen und gedeihen möge und ein "demokratisches Regime" (???) etabliere!"
Zwischenfragen werden weitestgehend ignoriert (sonst könnte er ja den nächsten Satz vergessen.)
Ich freu mich schon auf Sonntag, da gibt es den Diavortrag über seine Reise in den Südwesten der USA.

Heute im Waschkeller hatte ich gleich zwei Begegnungen, die mich nachhaltig beeindruckten: Zuerst stöhnte ein Mädel, weil sie ihre Wäscheklammern (Mist, ich WUSSTE doch gleich, daß ich etwas ganz wichtiges nicht eingepackt habe...) im Zimmer vergessen hatte. Auf meinen Vorschlag, sie könne ihre Socken ja auch einfach so über die Stangen des Wäscheständers legen, zog sie nur eine Augenbraue hoch und sagte :"Ach, und wie soll ich sie dann paarweise zusammenmachen???"

Später traf ich eine Andere, die mir sagte, eigentlich habe sie ja gar nicht waschen wollen, schließlich sei sie erst seit gestern da und habe noch gar nicht so viel Wäsche, aber nach dem Schwimmen habe sie ihr Handtuch als Nackenrolle benutzt und danach sei es naß gewesen! Ich habe etwas verständnislos geguckt und ganz vorsichtig gesagt: "Naja, aber das wäre ja auch sicher wieder trocken geworden!" Sie schüttelte ganz aufgeregt den Kopf und sagte:"Nein, Du verstehst nicht! KLITSCHNASS!!!!" Na dann ist ja völlig klar, warum man dann für dieses Handtuch eine Maschine anschmeißen muß!
In der Annahme, daß Euch dieses letzte Schicksal ebenso betroffen macht wie mich, möchte ich Euch gar keine weiteren Geschichten zumuten. Gute Nacht!

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